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Moin Münsterland

Aktualisiert: 15. Sept.

Liebes Reisetagebuch,

dieser Eintrag handelt von einem kleinen Schritt für die Menschheit, aber einen großen Schritt für mich. Ich habe meine Komfortzone verlassen und mich auf den ersten Urlaub alleine eingelassen. Ich freue mich, dir von meinem Abenteuer berichten zu können.

Blick durch eine Allee auf den Altenberger Dom.
Kurze Pause auf der Fahrt ins Münsterland: Der Altenberger Dom.

Für mich war relativ schnell klar, dass ich den ersten Urlaub "alleine" in Deutschland verbringen möchte. Mein Heimatland hat sehr viel zu bieten. Ich erinnerte mich an die Heimreise von Hamburg zurück in die Pfalz 2019. Hier umfuhren wir auf Höhe von Hannover einen Stau. Wir fuhren Kilometerlang auf Land durch Alleen und kleine Häuser. Für mich war zu diesem Zeitpunkt klar: Irgendwann möchte ich mal in einer solchen Region Deutschlands Urlaub machen. Ich schaute auf meine Deutschlandkarte mit Fotospots, die ich gerne mal besuchen möchte und entschied mich für das Münsterland. Neben der Stadt Münster, bietet das Münsterland auch eine ganze Menge an Schlössern und Herrenhäuser. Und die zu besuchen, gefiel mir sehr gut.

Ein Fachwerkhaus im Grünen im Schein des Sonnenuntergangs.
Mein Zuhause im Münsterland.

Da auch die Unterkunft für mich einen hohen Stellenwert hat, sollte die natürlich auch etwas Besonderes sein. In der Nähe von Ibbenbüren habe ich ein kleines Fachwerkhaus auf einem Bauernhof gefunden, hier konnte ich im Mai fast eine Woche den Alltag vergessen. Ich wachte morgens mit dem Rauschen der Blätter auf und schlief abends mit den Zwitschern der Vögel ein. Kein Auto, oder anderer menschengemachter Lärm störte den Moment.

Der Dom zu Münster von der Südansicht unter dramatischen Wolken.
Der Dom zu Münster am Abend.

So schön meine Unterkunft auch war, ich wollte ja das Münsterland entdecken. Also fuhr ich nach einer kleinen Verschnaufpause zum ersten Mal nach Münster. Es war bereits später Nachmittag an einem Samstag im Mai. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt bereits überraschend leer. In den Gasthäusern saßen die Menschen und haben den Tag ausklingen gelassen. Ich schlenderte ein bisschen durch die Gassen, blieb aber nicht lange und fuhr zu meiner Unterkunft zurück. Die Anfahrt steckte noch in meinen Knochen. Ich habe mich stattdessen dazu entschieden, mit einem guten Buch, den Abend ausklingen zu lassen.

Ein loser Sandweg inmitten einer grünen Parklandschaft führt zu einer einzelnen Bank unter alten Bäumen.
Märchenhaft verwunschene Wege warten im Münsterland darauf entdeckt zu werden.

Die Blätter rauschten im Wind und die ersten Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg in mein Schlafzimmer. Ein neuer Tag stand an. Ich stand auf, duschte, frühstückte und packte meinen Rucksack. Am ersten Tag hier im Münsterland wollte ich mir ein paar Herrenhäuser anschauen. Das erste Herrenhaus, für das ich mich entschied, war Haus Welbergen.

Ansicht auf das Haus Welbergen. Eingerahmt mit einem alten Baum und grünen Sträuchern.
Naturparadies rund um das Haus Welbergen.

Haus Welbergen liegt salopp gesagt im Nirgendwo. Aber genau das macht seinen Reiz aus. Umgeben von einem Wassergraben inmitten eines Waldes fand ich das Anwesen. Ich schlenderte durch die Gartenanlage und umrundete das Haus und genoss die Ruhe. Zum Zeitpunkt meines Besuchs waren auch nur wenige andere Menschen hier, was mir positiv entgegenkam. Ich hatte ein kleines Paradies entdeckt. Allein die Natur rund um Haus Welbergen, wäre ein Besuch bereits wert gewesen. Alles wunderschön und mit sehr viel Liebe gepflegt. Hier konnte ich es mir vorstellen zu wohnen.

Blick auf den Rasen und die dahinterliegende Gartenanlage des Hauses Welbergen.
Grün, paradiesisch und verspielt: Die Gartenanlage von Haus Welbergen.

Nach dem Besuch von Haus Welbergen begab ich mich glücklich zurück zu meinem Auto packte die Burgen- und Schlösserkarte des Münsterlandes aus und schaute mir an, welches Anwesen ich mir als nächstes anschauen möchte. Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, da es hier echt viel zu entdecken gab. Ich entschied mich für die Burg Bentheim an der deutsch-niederländischen Grenze in Bad Bentheim.

Blick auf den Innenhof der Burg Bentheim. Das hier abgebildete Haus beinhaltet unter anderem ein Standesamt.
Hoch über Bad Bentheim, trohnt die Burganlage Bentheim mit ihrem mächtigen Anwesen.

Ich sag mal so, die Burg fand ich innerhalb des Ortes Bad Bentheim auch ohne Karte. Man kann sich Bad Bentheim als mittelgroßen Ort vorstellen. Und genau im Ortskern erhebt sich ein kleiner Berg mit der Burganlage, die unter anderem aus einem mächtigen Bergfried und einem imposanten Glockenturm besteht. Ich parkte mein Auto am Parkplatz am Schlossgarten und wanderte den Hügel empor und löste eine Karte für die Besichtigung.

Von Bäumrn umgeben: Der mächtige Bergfried der Burg Bentheim.
Der Bergfried der Burg Bentheim.

Liebes Tagebuch, in der Burg gibt es ein Standesamt. Das bedeutet, dass man hier heiraten kann. Und zwar im Rittersaal der Burg. Hier mal eine Hochzeit fotografisch begleiten zu dürfen, wäre ein Traum. Was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wusste, war der Fakt, dass ich im Jahr 2025 tatsächlich eine Hochzeit in einem historischen Anwesen begleiten durfte: Im historischen Rathaus in Saarbrücken. Manchmal erhört das Schicksal einen ja doch. Ich schlenderte über die Burganlage und bestieg zuletzt den Bergfried. Auch wenn dieser von außen unfassbar mächtig aussieht, hat er im innern eine richtig steile, sehr gefährliche Treppe, was ich beim Abstieg selbst spüren sollte. Ich verlas das Burggelände am Nachmittag. Im Schatten der Burg aß ich was und überlege, welches Anwesen ich noch gerne sehen möchte.

Burg Hülshoff mit der angrenzenden Kapelle umgeben von einem Wassergraben und einer grünen Gartenlandschaft.
Nächster Halt auf meiner kleinen Reise durch das Münsterland: Burg Hülshoff

Ich begab mich Richtung Münster und machte zuerst an zwei Herrenhäusern halt, die nicht sehenswert waren. Das eine war mehr als Baufällig und überall standen verrostete Schilder mit der Aufforderung, das Grundstück nicht zu betreten. Das nächste Herrenhaus war mit solch hohen Zypressen als Zaun umwuchsen, dass ich außer den Zypressen leider nichts zu Gesicht bekam. Warum beide dennoch auf der Karte der sehenswerten Herrenhäusern geführt wurden, wird für mich immer ein Rätsel bleiben. Etwas gefrustet setzte ich meine Reise fort, durch Alleen, Kopfsteinpflastern und großen Reit- und Bauernhöfen. Nicht nur die Landschaft zog an mir vorbei, sondern auch die Uhrzeit. Am frühen Nachmittag bog ich an auf den Parkplatz von Burg Hülshoff ein. Zuerst dachte ich auch, dass dies ein Griff in die Toilette sein wird, da ein Großteil der Burg hinter einem Gerüst verschwand. Jedoch war der sehenswerte Teil der Burg nicht zur Baustelle gehörte.

Burg Hülshoff von einer anderen Seite. Zu sehen sind im vorderen Teil blühende Sträucher und ein Baum.
Auch wenn das Wetter an diesem Tag nicht so mitgemacht hat, die Natur zeigte sich dennoch von ihrer schönsten Seite.

Ich sog den frühlingshaften Duft an Burg Hülshoff in mich ein, bevor ich mit einem abendlichen Spaziergang an dem nahegelegenen Haus Vögeding den Ausflug beendete. Voller schöner Erinnerungen fuhr ich zurück zu meiner kleinen Unterkunft und ließ den Abend mit meinem Buch ausklingen.

Haus Vögeding umgeben von einem Wassergraben.
Zum Abschluss des Tages habe ich einen Spaziergang zum Haus Vögeding unternommen.

Der nächste Morgen begann bereits mitten in der Nacht. Genauer gesagt um kurz nach 03:00 Uhr morgens mit dem Klingeln meines Weckers. Ich sprang unter die Dusche, zog mich an und stieg anschließend in mein Auto. An diesem Tag wechselte ich das Münsterland gegen das Emsland aus. Ich wollte um 10:00 Uhr die Meyer-Werft besuchen. Auf dem Weg dahin, plante ich den Sonnenaufgang im Emsland zu fotografieren. Daher fuhr ich im Dämmerungslicht durch etliche Alleen, an nebelverhangenen Feldern vorbei zur Hüvener Mühle.

Die Hüvener Mühle von der Teichseite aus gesehen kurz vor Sonnenaufgang. Die Landschaft ist durch den Nebel in blaues, kühles Licht gehaucht.
Statt eines Sonnenaufganges gab es eine wunderschöne mystische Nebelstimmung an der Hüvener Mühle.

An der Mühle angekommen, fand ich eine kleine Wind- und Wassermühle vor, was so in Deutschland und auch in Europa einzigartig ist. Ich hatte die Mühle an diesem Morgen für mich allein. Ich genoss die Ruhe und den Duft der Natur. Ich umrunde die Mühle und stellte fest, ein weiteres kleines Paradies an einem Teich, umgeben von alten Bäumen gefunden hatte.

Weitere Foto der Hüvener Mühle mit angrenzendem Picknicktisch unter einer alten Eiche. Dazwischen verläuft ein unbefestigter Pfad.
Die Letzte in Europa: Die kombinierte Wind- und Wassermühle "Hüvener Mühle"

Der Plan war, dass ich an der Hüvener Mühle frühstücke, bevor ich die Werft besichtige. Da jedoch nur einstellige Temperaturen an der Hüvener Mühle herrschten, ging ich zu Plan B über und fuhr weiter Richtung Norden. Ich parkte am Parkplatz in Bunde, der einzigen ostfriesischen Gemeinde (ja, auch das Emsland hatte ich wieder verlassen), die eine Grenze zu den Niederlanden hat. Sobald ich den Parkplatz nach Westen verlassen hatte, befand ich mich bereits in den Niederlande. Aber was wollte ich mir hier denn anschauen?

Ein blauer Metallrahmen auf der Deichkrone mit der Aufschrift (in niederländisch): Nieuwe Statenzijl
Schön eingerahmt das neue Ziel bereits vor Augen.

Direkt hinter der Grenze erhob sich der Deich. Auf der Deichkrone angekommen, stand ich vor einem riesigen blauen Metallrahmen. Ich schaute mir die eingerahmte Landschaft an und sah mein neues Ziel vor Augen. Ich folgte einem langen Holzsteg, der immer weiter, immer tiefer in das Schilf hineinführte. Nach mehreren hundert Metern erreichte ich das neue Ziel: De Kiekkaaste.

Vogelbeobachtungshaus auf vier Stelzen mit einer Wendeltreppe. Davor ein Holzsteg der durch hohes Schilf zu dem Haus führt.
"Nur" ein Vogelbeobachtungs-Haus: De Kiekkaaste

De Kiekkaaste ist "nur" ein Vogelbeobachtungs-Haus. Dennoch ist es aus fotografischer Sicht ein Besuch wert. Es bildet ein kleine architektonische Sehenswürdigkeit und liegt wunderschön im Schilf gelegen. Ich war am Kiekkaaste auch alleine, wodurch ich hier richtig gut abschalten konnte. Ich verbrachte einige Zeit hier. Dennoch hatte ich, als ich den Rückweg antrat immer noch genügend Zeit bis zur Werksbesichtigung. Ich fuhr zu einer Bäckerei und holte mir ein Frühstück. Danach fuhr ich noch zum tiefsten Punkt Niedersachsens: Dem Wynhamster Kolk.

Kanallandschaft im Wymhamster Kolk. Viele Bäume und Streiflicht der Morgensonne.
Der tiefste Punkt Niedersachsens: Der Wymhamster Kolk

Hier frühstückte ich unter den Flügen einer Windmühle und genoss die ostfriesische Landschaft. Es war wunderschön hier oben. Hier könnte ich es mir ebenfalls vorstellen zu wohnen. Ich las meine Augen in der Ferne schweifen und vergaß für kurze Zeit alles um mich herum. Ich war frei, frei wie ein Vogel.

Eine Windmühle im Wymhamster Kolk auf einer kleinen Anhöhe. Im Ruderrad der Windmühle bricht sich das Sonnenlicht.
Wie ich Windmühlen einfach liebe.

Meine Smartwatch vibrierte und wollte mir so mitteilen, dass ich zur Meyer-Werft aufbrechen musste. Ich begab mich in mein Auto und fuhr Richtung Süden, nach Papenburg, zur Meyer-Werft. Die Werft besichtigte ich ohne meine Kamera. Ich kann wirklich jedem ein Besuch dieser Werft ans Herzen legen. Der Besuch lohnt sich. Im Anschluss verbrachte ich noch einige Zeit in Pappenburg und fuhr nachmittags mit vielen tollen Eindrücken wieder zurück nach Ibbenbühren. Ich verbrachte meinen Abend mit einem Spaziergang am Dortmund-Ems-Kanal und fiel anschließend schlaftrunken in mein Bett.

Eine Weidenlandschaft in Ostfriesland. Flaches Land soweit das Auge reicht.
Flaches Land. Soweit das Auge reicht: Ostfriesland.

An meinem letzten Tag im Münsterland, wollte ich wandern gehen und den Abend in der Stadt Münster verbringen. Ich schlief aus, frühstücke ausgiebig und fuhr zum Wanderparkplatz. Ich wollte den Rundweg rund um die Dörenther Klippen wandern. Ich wanderte an den Klippen vorbei, ein regional bekanntes Sandsteingebilde und wandere durch den Wald, schaffte ich die Runde nicht ganz und musste kurz vor der Hälfte umkehren, da es immer wärmer wurde. Solch warme Temperaturen waren für diesen Tag gar nicht gemeldet. Macht nichts. Auch diese kleinere Runde war sehr schön gewesen.

Ein Stamm einer Kiefer, der sich an der Felsen der Dörenther
Auf dem Wanderweg rund um die Dörenther Klippen.

Am späten Nachmittag brach ich ein letztes Mal Richtung Münster auf. Die Sonne ging langsam unter, als ich den Prinzipalmarkt in Münster erreichte. Die Stadt erstrahlte in ein goldenem Licht der untergehenden Sonne. Ich schlenderte durch die Gassen und genoss den schönen Frühlingsabend.

Die Spitze des St. Lamberti-Kirchturms mit der Himmelsleiter im goldenen Licht. Davor Baumkronen etlicher Stadtbäume.
Das letzte Licht trifft auf den Kirchturm der St. Lamberti-Kirche.

Mit jeder Minute die verstrrich, wurde das Stadtleben in Münster ruhiger. Die Sonne ging unter und das goldene Licht wich dem blauen Licht. Ich statte dem Münsteraner Rathaus einen Besuch ab.

Frontalansicht auf das historische Rathaus in Münster in der blauen Stunde.
Das Rathaus des westfälischen Friedens.

Bevor ich Münster verlass, wollte ich das Postkartenbild von Münster schlechthin auch mein Eigen nennen dürfen. Ich posierte mich daher in der Mitte des Prinzipalmarktes und wollte gerade auf den Auslöser drücken, als Radfahrer ins Bild fährt. Also warte ich, bis die Radfahrer außerhalb des Bildes waren. Und dann wollte ich erneut den Auslöser drücken, da fuhr ein Bus auf mich zu. Also runter von der Straße, Bus passieren lassen und der nächste Versuch. So ging das eine ganze Weile. Nach einigen weiteren Versuchen klappte es und das Foto war im Kasten.

Historische Gebäude laufen parallel zu einer Kirche zu. Dazwischen eine Straße mit Kopfsteinpflaster.
Auch wenn es bereits tausende Male fotografiert wurde: Ich bin stolz, dieses Foto mein Eigen nennen zu dürfen.

Die Stimmung war auf einmal so schön, ich hätte am liebsten jedes Haus einzeln abfotografiert. Vereinzelt schlenderten Menschen an den Geschäften unter den Arkaden durch, Radfahrer fuhren klappernd über das Kopfsteinpflaster. Es war ein schöner Abschluss des Tages und des Ausfluges ins Münsterland.

Einzelansicht eines historisch nachgebildeten Hauses am Prinzipalmarkt in Münster in der blauen Stunde.
Einzelansicht eines historisch nachgebildeten Hauses in Münster am Prinzipalmarkt.

Schlussendlich war es eine sehr schöne Zeit im Münsterland und eine wunderbare Erfahrung Urlaub alleine zu machen. Ich war frei und konnte genau das machen, was ich wollte. Dennoch ist es in der Gemeinschaft immer schöner als alleine. Denn die Erfahrungen und Eindrücke, die ich hier erlebt habe, konnte ich mit niemanden teilen, außer mit dir, liebes Reisetagebuch.

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